9. Februar 2025
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Die Fasnachtsgruppen

Labera

In der dörflichen Gemeinschaft, in der fast jeder jeden kennt, achten die Leute mehr darauf, was der Nachbar tut und sagt. Da gibt es Komisches und auch Ärgerliches. Man lacht oder schimpft zwar, aber man nimmt meistens nicht offen dazu Stellung.

In der Fasnacht, in der das Gesetz der verkehrten Welt gilt, in der man für eine kurze Zeit sagen darf, was sonst tabu ist, kommen viele Dinge zur Sprache, die im gewöhnlichen Alltag als aufmüpfige Kritik, als Beleidigung oder als Verletzung der guten Sitten gewertet würden.

Wer in der Fasnacht aufs Korn genommen wir, nimmt den Spott meistens nicht tragisch, ja mancher lacht mit oder fühlt sich geehrt, weil er einmal im Mittelpunkt steht.

Ein wichtiger Teil der Fasnacht

Die Labera hat es in Tarrenz immer wieder, auch unabhängig von den Fasnachtsumzügen, gegeben. Seit dem Neubeginn der Fasnacht gehört sie zu den geschätzten Teilbereichen des Umzuges und des Auskehrens. Bei der Labera handelt es sich um eine Sängergruppe, deren Mitglieder keine Larve, nur Frack und Zylinder tragen. Die Labera ist ein Spottvortrag, in dem politische Ereignisse des vergangenen Jahres oder Mißgeschicke, die einzelnen Dorfbewohnern passiert sind, auf humorvolle oder satirische Weise verrissen werden. Die Verrissenen sollen der Sängergruppe einen Obulus leisten. Dafür werden die Betroffenen von der Labera zum Essen eingeladen.

Das Schreiben eines guten Laberatextes verlangt nicht nur Schreibtalent, sondern auch „Quellenstudium“, Einfühlungsvermögen und Sinn für Humor. Der Verfasser muss auch in der Dorfgemeinschaft angesehen sein.

„Wenn ich einen Menschen nicht schätze, schreibe ich ihm keine Labera. Ich hätte das Gefühl, er empfindet den Text als Gehässigkeit. Das soll ja nicht sein. Es soll das ganze Dorf schmunzeln, und nicht nur der gehässige Nachbar.“

so Franz Neururer, der mehrere Jahre für die Labera in Tarrenz zuständig war.

Die Herkunft des Wortes „Labara“ ist dunkel

In der Vergangenheit, als viele an den heidnischen Ursprung der Fasnacht glaubten, wurde der Begriff vielfach auf keltisch-germanische Wurzeln zurückgeführt. Es dürfte wohl das Richtige treffen, wenn der Volkskundler Anton Dörrer das Wort von der Kirchenfahne herleitet. Als „Labarum“ bezeichnete man die an einer Stange befestigte Stofffahne mit bildlichen Darstellungen, die in der Prozession mitgetragen wurde.

Der Ablauf erfolgt immer nach dem selben Schema

Zuerst begrüßt der Deklamator die Zuhörer in gesprochenen, paarweise gereimten Versen. Er spielt kurz auf die einzelnen Programmpunkte an. Dann folgen die mehrstrophigen Laberalieder, in denen die glossierten Ereignisse ausführlicher mit Instumentalbegleitung behandelt werden. Nach Beendigung des Gesangs zieht die Gruppe zum nächsten Standplatz, wo sie ihre Darbietung wiederholen.